Die Stadt Zürich schrieb das im Jahre 1863 erbaute ehemalige Baumeisterhaus im Baurecht aus. Für unsergab sich damit die Gelegenheit, an diesem unter zahllosen Farb- und diversen abgewetzten Linoleumschichten schlummernden Kleinod erneut den sachgerechten Umgang mit alter Bausubstanz zu beweisen.

Das Baumeisterhaus an der Wyneggstrasse in Zürich

Erst mit dem Einreichen des Projektes erkannte die Denkmalpflege das Potential der Liegenschaft, die zuletzt als Studenten-WG diente. Dass über Jahrzehnte nichts in das Objekt investiert wurde, hatte den unschätzbaren Vorteil, dass nichts «renovatorisch»zerstört worden war.

Restauriert statt renoviert, . . .

Dem Befreien der intakten Struktur von unsachgemäss behandelten Oberflächen folgte die konsequent baugerecht ausgeführte Restauration in adäquaten Techniken aus der Zeit. Die Fenster und Vorfenster sind in Ölfarbe gestrichen. Alle zwei Jahre neu geölt behalten sie ihren Wert für viele Jahre. Die Böden aus Buche sind geschliffen und neu geölt. Auf eine zusätzliche Isolation von Wänden und Dachstock wurde aus bauklimatischen Gründen verzichtet. Zu gross wäre die Gefahr, dass Kondenswasser und Schimmel den Bau über die Jahre schwächen würden. Stattdessen wurde der Aussenputz repariert und mit einer reinen Kalkfarbe gestrichen, was den optimalen Feuchtigkeitsaustausch des Mauerwerks gewährleistet.

. . . angereichert aus der Neuzeit

Die baugeschichtlich verpflichtete Interpretation, die auch das Raumprogramm der Wohnstockwerke unverändert beliess, erfährt einen Kontrapunkt aus der Neuzeit: Moderne Küchen und Bäder ohne nostalgische Armaturen oder Spiegel mit Facettenschliff. Auch die grosszügige Balkonanlage ist eine moderne Erfindung, vorgehängte Aussenräume waren früher nicht üblich. Die ehemals drei Garagen und der darüber angelegte Stauraum von 1,5 m Höhe, dessen ursprüngliche Funktion im Dunkeln liegt, schauen jetzt als 2½-Zi-Wohnung durch Tor-grosse Fenster auf den Vorplatz.